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Geschichte
der Türken und der Türkei
Die Republik Türkei, die im Jahre 1923 gegründet wurde, hat ihre
Wurzeln in zwei historischen Ursprüngen weit in den Tiefen der
Vergangenheit. Einer dieser von der modernen Türkei geerbten
Ressourcen ist die erfolgreiche und glänzende Geschichte der Türken
über einen Zeitraum von mehr als 4.000 Jahren. Der andere ist die
Tatsache, daß Türken seit dem 11. Jahrhundert in Anatolien wohnhaft
sind.
Die Hunnen
Der erste in der Geschichte erwähnte türkische Stamm ist der der
Hunnen. Deutliche Dokumente über die Hunnen datieren ihr Erscheinen
auf das 8. Jahrhundert v.Chr. Chinesische Quellen bezeichnen die
Hunnen als Hiung-nu und einige Hunnen wanderten rechtzeitig in den
Westen ab. up
Die Gökturken
Von Bumin Khan im Jahre 552 n.Chr. gegründet, engagierten sich die
Gokturken in weitverbreiteten diplomatischen Aktivitäten. Die
berühmten Orhun-Epitaphen aus dieser Periode setzen sich aus den
Grabsteininschriften von Tonyukuk (d.720), Kültigin (d.731) und
Bilge Kagan (d.734) zusammen.up
Die Uyguren
Die Herrschaft der Gokturken wurde im Jahre 745 durch die Uyguren
beendet, die demselben ethnischen Stamm entsprangen.
Auf diese Weise zerstreuten sich all jene Türken, die unter dem
Banner der Gökturken zusammenströmten, unter dem der Uyguren. Das
landwirtschaftliche Becken, in dem sie lebten, wurde als Turkistan
bekannt. Im Jahre 1229 beendeten die Mongolen die Herrschaft der
Uyguren; jedoch wurden die Uyguren ihre kulturellen und politischen
Mentoren.up
Die Türken und der Islam
Kontakte zwischen Türken und Moslems begannen zu Anfang des 8.
Jahrhunderts und einige Türken fingen an, den Islam zu bevorzugen.
Jedoch beschränkte die pro-arabische Politik der Omayaden (661-750
n.Chr.) diese Beziehungen ein wenig. Später nahmen viele moslemische
Türken Ämter in der Abbside-Regierung an und deswegen verbreitete
sich großes Interesse an der islamischen Welt unter den Türken
jenseits des Flusses Ceyhun. Handelskarawanen spielten auch eine
wichtige Rolle bei der Verbreitung des Islams in die Steppen
Zentralasiens. Die Türken wurden mit dem 10. Jahrhundert ganz
islamisiert. Daraus folgte das Erlangen einer politischen Einheit.
Diesen Entwicklungen folgend wurde der erste moslemische türkische
Staat von den Karahanen gegründet.up
Die Karahanen
Die Karahanen regierten zwischen 990-1212 in Turkistan und
Maveraünnehir. Die Herrschaft der Karahanen ist vom Gesichtspunkt
der türkischen Kultur und Kunstgeschichte besonders bedeutsam. In
dieser Zeit wurden Moscheen, Schulen, Brücken und Karawansereien in
den Städten errichtet. Buhara und Samarkand wurden zu
Bildungszentren. In dieser Zeit fand auch die türkische Sprache
Möglichkeiten, sich zu entwickeln. Unter den wichtigsten Arbeiten
dieser Periode befindet sich Kutadgu Bilik (zu übersetzen mit: "Das
glücklichmachende Wissen"). Es wurde in den Jahren 1069-1070 von
Yusuf Has Hacib geschrieben.up
Die Ghaznaviden
Der Staat Ghaznavi wurde im Jahre 963 vom türkischen Herrscher
Sevuktekin gegründet, war einer der ersten moslemischen türkischen
Staaten und arbeitete unnachgiebig an der Expansion des Islams in
Indien. Die Ghaznaviden brachen schließlich im Jahre 1186
auseinander und wurden in die Oguz integriert. Der türkische
Gelehrte Ebu Reyhan el-Beyruni machte diese Periode zu einer der
wichtigen innerhalb der islamischen Kulturgeschichte und schrieb in
dieser Zeit (1009) durch den Poeten Firdevsi das berühmte Werk
Tehname.up
Die Seldschuken
Die Oguz, die den Staat Ghaznavid zerstörten, schafften es,
Anatolien, den südlichen Teil des Kaukasus, Aserbaidschan und den
Norden des Irans unter türkische Herrschaft zu bringen. Zuerst
bildeten die Oguz im 6. Jahrhundert das Göktürk-Reich. Mit der
Ausbreitung des Islams unter den Türken, wurden die Oguz von den
Türken "Turkmenen" genannt.
Tugrul Bey und Çagri (Çakir) Bey waren Enkel der Seldschuken, deren
Name von der Seldschuken-Dynastie adoptiert wurde. Zu ihrer Zeit
unterwarfen sie und die Oguz, die historisch als Seldschuken bekannt
wurden, Horasan, schlugen den ghaznavidischen Herrscher Mesud in der
Schlacht bei Dandanakan und gründeten im Jahre 1040 das große
Seldschukenreich.
Im Jahre 1071 kommandierte Alp Arslan (1063-1072) die Schlacht von
Malazgirt. Nachdem er die Streitkräfte des Byzantinischen Eroberers
in dieser Schlacht geschlagen hatte, öffneten sich die anatolischen
Türen den moslemischen Türken.
Das Jahr 1071 wird als Anfang des türkischen und moslemischen
Anatoliens betrachtet. Ab diesem Zeitpunkt eroberten die Türken ganz
Anatolien und gründeten den anatolischen Seldschukenstaat als Teil
des großen Seldschukenreiches.
Die ersten Lehreinrichtungen, moslemische Theologiehochschulen,
wurden in Anatolia während der Zeit Kiliç Arslans (1153-1192)
gebildet, die eine in Konya, die andere in Aksaray. Der Gründung
dieser beiden Hochschulen folgend wurden weitere Hochschulen in
Sircali in Konya (1242-1243), Karatay (1252), Ince Minareli
(1251-1253), Atabekkiye (nach 1251-1268), Gökmedrese in Sivas
(1271), Buruciye (1271-1272), Çifte Minareli (1271) und Cacoglu in
Kirsehir (1272) gegründet.
Die Seldschuken maßen auch den medizinischen Wissenschaften große
Bedeutung bei. So wurden in nahezu allen ihren Städten medizinische
Institutionen, die Darush-Shifa, Darul-Afiye und Darus-Sihna genannt
wurden, und Krankenhäuser errichtet. Die bedeutsamsten medizinischen
Behandlungszentren waren Gevher Nesibe in Kayseri (1205), Izzettin I
Keykavus in Sivas (1217), Torumtay in Amasya (1266), Muinuddin
Pervane in Tokat (1275) und Pervaneoglu Ali in Kastamonu (1272).
Durch den vom Iran kommenden persischen Einfluß auf die
Intellektuellen, Verwaltungsfachleute, Künstler und Händler, hatte
die iranische Kultur und Sprache immer mehr Auswirkungen auf den
anatolischen Seldschukenstaat.up
Die Beyliken
Die antiken Fürstentümer
Die politische Einheit in Anatolien wurde von der Zeit des
Zusammenbruches des anatolischen Seldschukenstaates zu Beginn des
14. Jahrhunderts (1308) bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts
unterbrochen, als jede der Regionen des Landes unter die Herrschaft
von Beyliken (Fürstentümer) fiel. Schließlich wurde das Ottomanische
Fürstentum, das alle anderen Fürstentümer zerstörte und die
politische Einheit in Anatolien wiederherstellte, in den Gegenden um
Eskitehir, Bilecik und Bursa gegründet.
Andererseits blieb die Gegend in Zentralanatolien östlich der
Ankara-Aksaray-Linie bis hin zur Gegend um Erzurum bis zum Jahr 1336
unter der Verwaltung des Ilhani-Generalgouverneurs. Die internen
Machtkämpfe in Ilhan gaben den Fürstentümern in Anatolien ihre
vollständige Unabhängigkeit. Zusätzlich wurden in den Gebieten, die
vormals unter Ilhan-Besetzung standen, neue türkische Fürstentümer
gebildet.
Während des 14. Jahrhunderts begannen die Turkomanen, die westlichen
Türken, ihre frühere politische Souveränität in der islamischen Welt
wiederherzustellen.
Während der Zeit der anatolischen Fürstentümer machte die türkische
Sprache und Kultur eine rapide Entwicklung durch. In diesem Zeitraum
begann es, daß die türkische Sprache in den Wissenschaften und in
der Literatur angewandt wurde. Sie wurde die offizielle Sprache der
Fürstentümer. Neue Hochschulen wurden errichtet. In den
medizinischen Wissenschaften wurden in diesem Zeitraum Fortschritte
erzielt.
Gültehri, Nesimi (d.
1404) und ahmedi (1325-1412) sind die bekanntesten
türkischsprachigen Poeten des 15. Jahrhunderts.up
Die Ottomanen
Das ottomanische Fürstentum wurde von einem turkomanischen Stamm,
der an der türkisch-byzantinischen Grenze lebte, gegründet. Die
geographische Lage des Fürstentums zusammen mit dem schwachen Staat
der Byzantiner machten das ottomanische Fürstentum zum stärksten
Staat in der islamischen Welt im 14. Jahrhundert.
Nachdem Fatih Sultan Mehmet II. die byzantinische Hauptstadt erobert
hatte, wurde der ottomanische Staat der stärkste seiner Zeit. Die
tolerante Haltung Fatih Sultan Mehmet II. gegenüber anderen
Religionen und deren Anhängern wurde zu einer von seinen Nachfolgern
akzeptierten Tradition. Als Folge der Eroberung Istanbuls wurde die
orthodoxe Kirche von ihrer Gehorsamspflicht gegenüber der
katholischen Kirche befreit und bekam die Unabhängigkeit zugestanden.
Andererseits wurde die technische Überlegenheit der ottomanischen
Armee während der Herrschaft Selims I. offensichtlich. Dem Hauptteil
Ostanatoliens fügten die Ottomanen die Länder zu, die in der
islamischen Welt als heilig gelten: Mekka und Medina und die
dazugehörigen Ländereien.
Während der Herrschaft Sultan
Suleymans (1520-1555) hatte der Ottomanische Staat seine glänzendste
Periode, als sich die Grenzen des Reiches vom Stadtrand Wiens bis
hin zum Persischen Golf und von der Krim bis Äthiopien in Nordafrika
erstreckten.
Das Ottomanische Reich eignete sich bis Mitte des 17. Jahrhunderts
weiter Territorium an. Im Jahre 1683 erlitt es seine erste große
Niederlage bei der Belagerung Wiens.
Als es weiterhin Landverluste gab, suchte das Ottomanische Reich
Rettung in einer Reihe von Reformbewegungen. Es gründete
Lehrinstitutionen ähnlich den westlichen Institutionen, die nach der
Renaissance große Entwicklungen gemacht hatten.
Die Erklärung der "Tanzimat"-Reformbewegung aus dem Jahre 1839 wird
als bedeutendes Glied in der Kette der Dinge, die seit dem Beginn
des 17. Jahrhundert unvermindert weiter zur Modernisierung führten,
betrachtet.
Der Tanzimat-Erlaß wird als die Art von Verfassung betrachtet, die
der Türkei den Weg in die moderne Zivilisation ermöglichte.
Die dem Tanzimat-Reformerlaß innewohnenden Prinzipien legten damit
die Grundlage für das Verfassungssystem der modernen Türkei und die
Durchsetzung des Säkularismus.
Trotz vieler interner Probleme und Unruhen während der Regentschaft
von Abdülaziz (1861-1876) wurden die Auswirkungen der westlichen
Zivilisation auf die Gesellschaft immer deutlicher. Namik Kemal,
Ziya Pasha, Mustafa Fazil Pasha und seine Freunde gaben in London im
Jahr 1864 die Zeitung "Hürriyet" (Freiheit) heraus. Die
literarischen Themen der Zeitung machten später politischen Ausgaben
Platz. Obwohl es wegen dieser Trends geschah, daß die erste
Verfassung unter der Führung von Mithat Pasha im Jahre 1876
verbreitet wurde, benutzte Sultan Abdülhamid II. (1876-1909) den
Ottomanisch-Russischen Krieg (1877-78) als eine Entschuldigung, das
Parlament aufzulösen und effektiv dieser Verfassungsperiode ein Ende
zu machen. Das Ottomanische Reich trat 1914 an der Seite der
Alliierten in den Ersten Weltkrieg ein.
Der Ottomanische Staat ging zusammen mit seinen Alliierten als
Verlierer aus dem Krieg hervor und wurde am 30. Oktober 1918
gezwungen, den Mudrow-Waffenstillstand zu unterzeichnen. Unter den
Bedingungen des Waffenstillstands war auch eine Verfügung, die
besagte, daß die Besatzungsmächte jene Gegenden besetzen könnten,
die als strategisch bedeutend erachtet wurden; gemäß diesen
Bedingungen begannen die Mächte, Anatolien am 1. November 1918 zu
besetzen.
Am 15. Mai 1919 besetzten die Griechen Izmir. Eine nationale
Widerstandsbewegung entstand. In vielen Regionen des Landes begann
die Gesellschaft für die Verteidigung der Rechte (Müdafaa-i Hukuk)
plötzlich zu entstehen. Der militärische Zweig der Gesellschaft,
genannt Kuvayi Milliye, begann aktiv zu werden.
Die Widerstandsbewegung war, bis Mustafa Kemal bei Samsun landete,
sporadisch und unorganisiert. Unter seiner Führung wurde der
Widerstand geschlossen, wurde zu einer organisierten Armee, und die
Bewegung wurde auf der ganzen Linie zu einem Unabhängigkeitskrieg.up
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