Vorgeschichte und Geschichte Anatoliens - Türkei
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Die Geschichte Anatoliens reicht
zusammen mit der Vorgeschichte, die durch Fossilien der Gattung Homo und
durch steinzeitliche Werkzeugfunde belegt werden kann, mehr als eine Million
Jahre zurück. So wurde in vorzeitlichen Ablagerungen des Flusses Gediz das
bislang älteste sicher datierte Steinzeitwerkzeug auf türkischem Boden
entdeckt, ein rund 1,2 Millionen Jahre altes bearbeitetes Fragment. Diesen
frühen Bewohnern – in der Fachwelt werden sie meist als Homo erectus
bezeichnet – folgten später die Neandertaler und schließlich der anatomisch
moderne Mensch (Homo sapiens). Dessen frühe Jäger-und-Sammler-Kulturen
verschwanden vor rund 12.000 Jahren.
Der fruchtbare Halbmond, in dem um 11.000 v. Chr. die neolithische
Revolution begann, liegt zum kleinen Teil auf türkischem Gebiet; Boncuklu
und Pınarbaşı sind die ältesten anatolischen Fundorte, an denen sich
zwischen 8500 und 8000 v. Chr. Sesshaftigkeit und eine über lange Zeit
bewohnte Siedlung nachweisen lassen. Früh entstanden eine
Monumentalarchitektur und ein weiträumiger Austausch von Obsidian. Ab 8300
v. Chr. begann die Ausdehnung der durch Ackerbau, Vieh- und Vorratshaltung
sowie Dörfer geprägten Lebensweise in Richtung Westen. Die bekannteste
Grabungsstätte ist Çatalhöyük (7400–6200 v. Chr.), eine protourbane Siedlung.
Während der späten Kupferzeit (bis 3000 v. Chr.) kam es zu einer massiven
Steigerung der Siedlungstätigkeit, sodass man Tausende von Dörfern annimmt.
Die nachkupferzeitlichen Siedlungen Südostanatoliens waren jedoch erheblich
kleiner, sehr viel stärker verstreut und meist handelte es sich um
Neugründungen. Die frühe Bronzezeit auf dem anatolischen Plateau gilt
hingegen als Zeit der verstärkten Verstädterung, es entstanden erste
Herrschaftsgebiete. Als eine der wichtigsten Ursachen für die zunehmende
Zentralisierung gilt die Metallnutzung. Um 2000 v. Chr. setzte mit
assyrischen Quellen erstmals eine schriftliche Überlieferung ein, eine
rudimentäre Verwaltung wird erkennbar, die Städte erreichten erhebliche
Ausdehnungen.
Möglicherweise kam es etwa 2000 v. Chr. durch Zuwanderung zu einer
ethnischen Zersplitterung im Osten. Dieser Niedergangsphase folgte ein
starkes Wachstum der Städte. In Zentralanatolien entstand um 1600 v. Chr.
das Großreich der indoeuropäischen Hethiter, im Westen das Königreich von
Arzawa, das wahrscheinlich von indoeuropäischen Luwiern bewohnt war. Im
Südwesten entstand das erst minoische, dann griechische (mykenische) Milet.
Auch andere Orte an der Ägäisküste, wie Iasos oder Halikarnassos, waren ab
dem späten 15. Jahrhundert v. Chr. wahrscheinlich von mykenischen Griechen
besiedelt. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts brach das hethitische Großreich
zusammen, wahrscheinlich aufgrund innerer Wirren und der Folgen von
Bevölkerungsbewegungen bzw. Kriegen, die große Teile des östlichen
Mittelmeerraums erfassten. Kleinere hethitische Nachfolgestaaten bestanden
jedoch im Süden und Osten Anatoliens teilweise bis ins 8. Jahrhundert fort.
Die Phryger breiteten sich ab dem 12. Jahrhundert nach Osten, in Richtung
Zentralanatolien aus und errichteten möglicherweise schon im 11. Jahrhundert
ein Reich, das, von Gordion aus verwaltet, im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr.
große Teile West- und Zentralanatoliens umfasste. Seit 850 v. Chr. bestand
im Osten das Reich Urartu, Ende des 8. Jahrhunderts erreichten Kimmerer
Anatolien, die 697 oder 676 v. Chr. die Hauptstadt des Phrygerreichs
zerstörten, um 644 die der Lyder. Erst um 600 v. Chr. gelang die Vertreibung
dieses Reitervolks, doch wenige Jahrzehnte später eroberten die Perser ganz
Kleinasien. Trotz häufiger Auseinandersetzungen zwischen Griechen und
Persern wuchsen die griechischen Städte zu bedeutenden Handels- und
Kulturzentren heran.
Mit der Eroberung Anatoliens durch Alexander den Großen wurde das Land zu
einem überaus häufigen Kriegsschauplatz. Dort etablierten sich nach dem
Zerfall des Alexanderreichs mehrere Nachfolgestaaten, vor allem Pergamon im
Westen, Pontos rund um das Schwarze Meer und Armenien im Osten. Ab 133 v.
Chr. fielen Pergamon und Pontos an Rom, Armenien blieb jedoch mehrere
Jahrhunderte lang ein Pufferstaat zwischen dem Römischen und dem
Partherreich, das 226 n. Chr. von den persischen Sassaniden abgelöst wurde.
Im Römischen Kaiserreich erreichte die Verstädterung ihren Höhepunkt. Noch
in der Spätantike besaß Kleinasien über 600 Städte. Die frühen christlichen
Gruppen, von denen sich einige gegen Verweltlichungstendenzen der Kirche
wandten, bekämpften sich, Ende des 4. Jahrhunderts waren die Nichtchristen
dennoch bereits in der Minderheit. Bis zum 6. Jahrhundert erlangten lokale
Grundbesitzer per Gesetz beinahe unbeschränkte Verfügungs- und Polizeigewalt,
wachsende Wirtschaftseinheiten forderten von den Bauern Arbeit und Abgaben
und machten sie in einem langen Prozess zu unfreien Kolonen, die an die
Scholle gebunden waren und kein freies Eigentum mehr besaßen.
Das Oströmische bzw. Byzantinische Reich siegte zwar nach einem langen Krieg
628 über die Perser, doch verlor es ab 633 weite Gebiete an muslimische
Araber, die auch das Perserreich eroberten. Zugleich machte der Verlust fast
des gesamten Gebietes zwischen Donau und Griechenland an Awaren und Slawen
das verbliebene Anatolien zum Kernland des Restreiches. Es wurde in
Militärbezirke eingeteilt und alle Kräfte wurden der Abwehr der immer wieder
tief nach Kleinasien einbrechenden muslimischen Armeen untergeordnet. Nach
etwa 850 stabilisierte sich die Situation, ab etwa 940 ging Byzanz verstärkt
in die Offensive, sodass auch der äußerste Osten Anatoliens, das seinen
Namen dem byzantinischen Militärbezirk (Thema) Anatolikon verdankt, besetzt
wurde.
Türkische Seldschuken besiegten 1071 eine vom Kaiser geführte Armee. In
Anatolien entstand um Konya 1081 eine unabhängige seldschukische Herrschaft,
die sich bis an die Ägäis erstreckte. Zwar gelang Byzanz die Rückeroberung
der Küstensäume, doch nach einer schweren Niederlage im Jahr 1176 begann die
Herrschaft Konstantinopels zu bröckeln. Zudem eskalierte der Streit mit der
römischen Kirche ab 1054 und 1204 eroberte ein Kreuzfahrerheer auf
venezianische Initiative hin die Hauptstadt. Dem Kaiserreich Nikaia, von
flüchtigen Angehörigen des Kaiserhauses gegründet, gelang die Stabilisierung
seiner westanatolischen Herrschaft, ebenso wie es einem anderen Zweig gelang,
das Kaiserreich Trapezunt zu gründen, das bis 1460 bestand. Mit der
Rückgewinnung Konstantinopels 1261 vernachlässigte Byzanz Anatolien, das
nach und nach von türkischen Gruppen erobert wurde. Unter ihnen setzten sich
die Osmanen durch, denen 1453 die Eroberung der byzantinischen Hauptstadt
gelang, die sie zu ihrer Hauptstadt Istanbul machten. Die griechische
Bevölkerung wanderte weiterhin in die küstennahen Städte ab,
Zentralanatolien wurde ein Agrarland und büßte viele seiner Städte ein. Im
Osten hielt sich bis 1375 das Königreich Kleinarmenien. Zwar unterlagen die
Seldschuken 1243 den Mongolen und die Osmanen 1402 der Armee Timurs, doch
auch diese Niederlage konnte die Eroberung der türkischen Emirate durch die
Osmanen nur verzögern.
Diesen gelang gegen ägyptisch-mamlukischen und persisch-safawidischen
Widerstand die Eroberung Südost- und Ostanatoliens, doch entlud sich die
dauernde Kriegführung und die Überforderung des Gebiets in Aufständen. Zudem
ging die Bedeutung der Städte weiter zurück, zumal der mittelmeerische
Handel im 17. Jahrhundert gegenüber dem atlantischen zunehmend an Bedeutung
verlor. Die zentrifugalen Kräfte dominierten in der lokalen Politik
zunehmend, im Laufe des 19. Jahrhunderts verlor das Reich zudem die meisten
europäischen Gebiete und Nordafrika machte sich unabhängig, sodass Anatolien
abermals zum Kernland des Reiches wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg endete
das Reich der Osmanen und die Türkische Republik wurde von Mustafa Kemal
Atatürk gegründet. |
Geschichte von
Anatolia, Türkei
PAGEREF _Toc77889439 \h 4
Das Paleolithikum..
PAGEREF _Toc77889440 \h 5
Das Neolithikum
(8000-5000 v. Chr.)
PAGEREF _Toc77889441 \h 5
Das Chalkolithikum
(5000-3000 v.Chr.)
PAGEREF _Toc77889442 \h 5
Die Bronzezeit
(3000-2000 v. Chr.)
PAGEREF _Toc77889443 \h 5
Die Troja 6-Kultur
(1800-1275 v. Chr.)
PAGEREF _Toc77889444 \h 6
Die Phrygische
Zivilisation (750-300 v. Chr.)
PAGEREF _Toc77889445 \h 6
Die Lydische, Karische
und Lykische Zivilisationen (700-300 v. Chr.)
PAGEREF _Toc77889446 \h 6
Die Ionische
Zivilisation (1050-300 v. Chr.)
PAGEREF _Toc77889447 \h 7
Die Persische
Vorherrschaft (545-333 v. Chr.)
PAGEREF _Toc77889448 \h 7
Die Hellenistische
Periode (333-30 v. Chr.)
PAGEREF _Toc77889449 \h 7
Die Römische Periode
(30 v. Chr.-395 n. Chr.)
PAGEREF _Toc77889450 \h 8
Die Byzantinische Ära
(330 n. Chr.-1453)
PAGEREF _Toc77889451 \h 8
Die Seldschukische
Zivilisation (1071-1300 n. Chr.)
PAGEREF _Toc77889452 \h 8
Das Osmanische Reich
(1299-1923)
PAGEREF _Toc77889453 \h 8
Die Türkische Republik.
PAGEREF _Toc77889454 \h 9
Die mehr als 500.000 Jahre währende Eiszeit fiel in diese
prähistorische Periode, die auch in Anatolien ihre Spuren
hinterließ. Z. B. in den Höhlen Karain, Beldibi und Belbasi, die
gegen Ende der Eiszeit (20000-8000 v. Chr.) benutzt wurden.
zurück
Zu dieser Zeit begannen Menschen, Siedlungen zu errichten und Dinge
anzufertigen. Aus dieser Zeit sind viele kleine Siedlungen bekannt.
Zwei für ihre Epoche sehr fortschrittliche Siedlungen befinden sich
in der Nähe des heutigen Konya, in Hacilar und Catalhöyük.
zurück
Während dieser Periode wurden viele Gegenstände aus Kupfer
hergestellt.
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Als es gelang, aus der Verschmelzung von Kupfer, Zink und Zinn die
Legierung “Bronze” herzustellen, lebte Anatolien auf. Die Stadt
Troja 1 war das blühendste Zentrum. In der mittleren Bronzezeit
(2500-2000 v. Chr.) ließ sich die Hatti-Zivilisation in Anatolien
nieder.
In den Jahren 2500-700 v. Chr. nannte man Anatolien auch Hatti-Land.
Das Hatti-Volk hatte in Kunst, Kultur und Geschäften einen ganz
eigenen Stil. Das Volk findet auch Erwähnung im Alten Testament,
dort heißt es “Kheta”.
Die Hethiter, ein indio-europäisches Volk, gründeten 1750 ihren
eigenen Staat in Anatolien. Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.
bestand das große hethitische Imperium, das sich die Weltvormacht
mit den Ägyptern teilte.
Ungefähr zeitgleich mit den Hethitern hatte sich in Ostanatolien der
Stamm der Mitanni niedergelassen, der sich mit einer Sprache namens
“Hurri” verständigte. Die gleiche Sprache wurde auch später von den
Urartäern benutzt.
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Parallel zu den hethitischen Fürstentümern entwickelte sich in der
Nähe Canakkales ein Königreich, Troja 6 genannt. Homer hat in dem
Ilias-Epos diesem Königreich ein unsterbliches Denkmal gesetzt.
Die ägäische Völkerwanderung und Anatoliens Besetzung durch die
Balkanvölker um ca. 1200 v. Chr. löschten die bestehenden Kulturen
aus. In der Eisenzeit (1200-700 v. Chr.) waren in Anatolien viele
Völker vereinzelt ansässig. Die späten hethitischen Fürstentümer
stellten ein kultiviertes Volk dar, welches im 8. und 7. Jahrhundert
v. Chr. auf vielen Gebieten wegweisend war.
Die Urartische Zivilisation blühte von 900 bis 600 v. Chr. Sie
hatten sich in Ostanatolien, in der Nähe des Van-Sees,
niedergelassen. Die Urartäer waren bekannt für Minenabbau und
Bronzekunstwerke.
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Die Phryger waren eines der Balkanvölker, die nach der Zerstörung
von Troja 6 ins Land drängten. 725-675 v. Chr. vereinigte König
Midas Mittel- und Südostanataloien zu einem einflussreichen
Königreich.
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Obwohl die Sprache der Lyder aus der indioeuropäischen Sprachfamilie
kommt, trägt sie doch einige typische Merkmale des Anatolischen.
Während man über die karische Gesellschaft wenig weiß, haben die
Lyker mit ihren großartigen Felsgräbern im südwestlichen Anatolien
der Nachwelt ein wertvolles historisches Erbe hinterlassen.
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Die Ionier, die 300 Jahre lang nur Landwirtschaft betrieben,
entwickelten sich erst 800 v. Chr. zu einer modernen Gesellschaft
und erlebten ihre Blütezeit in den Jahren 650-545 v. Chr.
Ionische Philosophen legten die Grundsteine zu Wissenschaften wie
Mathematik, Philosophie, Geometrie und Astronomie. Der
Naturphilosoph Thales berechnete die Sonnenfinsternis am 28. Mai 585
v. Chr. im Voraus. Damit hatte er den ersten Schritt zu einer
modernen wissenschaftlichen Forschung getan.
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Ab Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. bis 333 v. Chr., als Alexander
der Große bei der Schlacht von Issos die Perser in die Flucht
schlug, stand Anatolien unter der Herrschaft der persischen Kultur.
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Nach der Befreiung von den Persern erhielten viele hellenistische
Städte wieder ihre Unabhängigkeit, und die anatolische Halbinsel
nahm in der Weltkunstgeschichte wieder einen Platz in den ersten
Reihen ein. zurück
Die Römer legten mit ihrer Baukultur eine große technische
Fertigkeit und immenses Ingenieurwissen an den Tag. Noch heute sind
viele der ehemaligen Städte zu besichtigen – selbst die Ruinen
vermitteln dem staunenden Touristen einen Eindruck der damaligen
Pracht. zurück
Die byzantinische Kunst entstand nach der römischen Herrschaft in
Anatolien. Die Stadt Konstantinopel, das heutige Istanbul, war in
den Jahren 330-565 n. Chr. eines der wichtigsten Kunst- und
Kulturzentren.
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Die seldschukische war die erste türkische Zivilisation, die sich in
Anatolien niederließ. Hatten frühere Eroberer immer nur einen Teil
des Gebietes besetzt, waren es zuerst die Perser und später die
Römer, die den Raum komplett besetzten und ihrem Reich angliederten.
Wie zu römischen Zeiten hatten auch die Seldschuken die
verschiedenen Gebiete mit guten Straßen verbunden und zahlreiche
Brücken gebaut. Durchziehende Karawanen konnten in gut
ausgestatteten Karawansereien und Herbergen übernachten.
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Die Osmanen waren 600 Jahre lang wegweisend in der islamischen Welt.
Die osmanischen Architekten der vielen Mausoleen, Medresen,
Bibliotheken, Villen, Palästen, Bäder, Geschäftshäuser, Brücken und
Wasserleitungen waren nicht nur großartige Künstler, sondern auch
hervorragende Ingenieure.
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Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges gab es keine Imperien mehr.
Unter der Führung von Mustafa Kemal Atatürk hatte man die besetzten
Zonen befreit, ein Parlament gegründet und in den Lausanne-Verträgen
die Türkei in ihren heutigen Grenzen bekannt gemacht.
Am 9. September 1923 wurde die Republikanische Volkspartei
gegründet, deren erster Vorsitzender Mustafa Kemal Atatürk war. Ziel
der Partei war, das Land zu modernisieren und nach westlichem
Standard neu aufzubauen. Um dem Staat eine zeitgemäße Form zu geben,
wurde am 29. Oktober 1923 die Republik ausgerufen. Einstimmig wurde
Mustafa Kemal Atatürk zum ersten Staatsminister der Türkei gewählt,
welcher als ersten Ministerpräsidenten Ismet Inönü einsetzte.
Vier Monate später wurden Angehörige des osmanischen Adels des
Landes verwiesen, da ihre Anwesenheit mit den Grundsätzen einer
Republik nicht mehr übereinstimmte. Andere Reformen folgten. Auf dem
Gebiet der Frauenrechte wurden wichtige Schritte in Richtung
Gleichberechtigung getan. Die Vielehe wurde veboten und eine
standesamtliche Hochzeit wurde Pflicht. Das Scheidungsrecht wurde
eingeführt. Die Frauen erhielten, lange vor vielen europäischen
Ländern, das Recht zu wählen und gewählt zu werden, z. B. 1930 ins
Stadtparlament, 1934 in den Ältestenrat der Dörfer und 1934 ins
Regierungsparlament.
Auf dem Gebiet der Sprache gab es eine Revolution: Das Erziehungs-
und Bildungsministerium ließ von Fachleuten ein türkisches Alphabet
mit lateinischen Schriftzeichen ausarbeiten, und ein entsprechendes
Gesetz zum Gebrauch der neuen Schrift wurde am 1. November 1928 vom
Parlament verabschiedet. 1931 wurden Gewicht- und Längenmaße dem
europäischem Standard angepasst.
Im Rahmen der Anstrengungen, einen modernen Staat zu schaffen, wurde
1928 der Paragraf, der den Islam als Staatsreligion nannte, aus den
Grundgesetzen herausgenommen. 1937 wurde ergänzt, dass der türkische
Staat ein laizistischer Staat sei.
Als der dynamische, politisch einfühlsame und geschickte Diplomat am
10 .November 1938 aus dem Leben schied, hinterließ er eine Türkei im
Aufbruch, ein Land dessen Grundbausteine für eine Demokratie er
gelegt hatte und das jetzt nur noch in seinen Fußstapfen
weiterzugehen hatte.
Nach Atatürks Tod wurde Ismet Inönü zum zweiten Staatspräsidenten
der jungen Republik gewählt. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise
versuchte Inönü mit seiner Staatspolitik in Grenzen zu halten. Sein
größter politischer Erfolg war jedoch, die Türkei aus dem Zweiten
Weltkrieg herauszuhalten.
Die Studentenbewegungen der 68er, die von Frankreich aus wellenartig
um die ganze Welt liefen, waren natürlich auch in der Türkei auf der
Tagesordnung. Was anfänglich nur als eine Protestbewegung gegen das
Hochschul-System und die bestehende Prüfungsordnung war, wandelte
sich in einen ideologischen Kampf mit politischen Inhalten.
In den Siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts hatten wirtschaftliche
Probleme in der Türkei überhand genommen. Grundnahrungsmittel,
Benzin und Propangas waren Mangelware geworden – der Schwarzmarkt
blühte. Die Demirel-Regierung reformierte Gesetze und stärkte so die
Wirtschaft.
Bemerkenswert während der Achtziger Jahre waren die mutigen und
resoluten Wirtschaftsreformen der Regierung Özal. Die Türkei
entwickelte sich von einem Importland zu einem Exportland. Sie
öffnete sich Europa. Gute Kontakte mit Mittelasien und Europa
verhalfen der Türkei zu einem Touristenboom und einem guten
Absatzmarkt für ihre Produkte.
Nach Auflösung der Sovjetunion formierte sich im Juni 1992 die
“Schwarzmeer-Wirtschaftsgemeinschaft”, deren Mitglieder die Türkei,
der Kaukasus, die Balkanländer und alle anderen im Karadeniz-Becken
befindlichen Völkergemeinschaften sind.
In den Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Türkei von
Koalitionsregierungen in vielen Kombinationen regiert. Diese
demokratische Vielfalt ist ein weiterer Schritt auf dem Weg in die
Europäische Union.
zurück
Für 90% der Bevölkerung ist die Muttersprache Türkisch. Nach
Gründung der Republik führte Mustafa Kemal Atatürk 1928 das
lateinische Alphabet ein, das die bis dato überwiegend verwendete
arabische Schrift ablöste. Das türkische Alphabet zählt 29
Buchstaben, von denen fünf Schriftzeichen ausschließlich im
Türkischen existieren. Auffällig an der türkischen Sprache ist der
unveränderliche Wortstamm, an den verschiedene Suffixe (Endungen)
angehängt werden.
Die Entwicklung der türkischen Schrift: Das alte Türkisch (6.-10.
Jahrhundert) wurde bei den Orhon- und Yenisey-Inschriften sowie in
uygurischen Texten verwendet.
In mittelalterlichem Türkisch (11.-15. Jahrhundert) wurden die
ersten islamischen Texte verfasst. Auch den türkischen Dialekten,
die in jener Zeit entstanden (anatolisches Türkisch,
Aserbeidschanisch und Türkmenisch), lag diese Schrift zugrunde.
Im 15.-20. Jahrhundert prägte das osmanische Türkisch Schrift und
Sprache.
Das moderne Türkisch (20. Jahrhundert bis heute) enthält Elemente
aller weltweit verbreiteten Turksprachen.
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Die Türkei hat rund 65 Millionen Einwohner. Die hohe Wachstumsrate
ist leicht rückläufig, zwischen 1990 und 1997 betrug sie im
Durchschnitt 1,5%. Einer Statistik von 1990 zufolge ist der Anteil
der männlichen Bevölkerung geringfügig höher als jener der
weiblichen, bemerkenswert ist der große Bevölkerungsanteil der
Jugendlichen. Aufgrund der hohen Landfluchtquote breiten sich die
Städte immer weiter aus. Die Marmararegion ist ein wichtiges Zentrum
für Industrie und Handel, hier herrscht die größte
Bevölkerungsdichte.
zurück
In der Türkei besteht Religionsfreiheit. 99% der türkischen
Bevölkerung bekennen sich zum Islam. Die restlichen 1% untergliedern
sich überwiegend in Christen (Katholiken, Protestanten und
Orthodoxe) und Juden.
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Die Mittelmeerregion
Die Ägäischeregion
Die Marmararegion
Die Schwarzmeerregion
Mittelanatolien
Ostanatolien
Südostanatolien
Die Türkei liegt im Süden der gemäßigten Klimazone. Der Einfluss des
subtropischen Mittelmeer-Klimas sorgt in der Regel für trockene und
heiße Sommer. Dennoch sind die klimatischen Verhältnisse in den
verschiedenen Regionen unterschiedlich:
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An der türkischen Südküste herrscht ein typisch mediterranes Klima
mit heißen, trockenen Sommern und milden, regnerischen Wintern. Die
angenehmen Wassertemperaturen ermöglichen es, von Anfang Mai bis
Ende Oktober im Mittelmeer zu baden. Die Provinzen Burdur und
Isparta am Taurus-Gebirge liegen im klimatischen Übergangsgebiet
zwischen Küstenregion und Binnenland.
zurück
In der Küstenregion herrscht ein mediterranes Klima, während
landeinwärts zunehmend das rauhere Kontinentalklima dominiert.
Badesaison ist von Juni bis September.
zurück
Mit etwas feuchteren Sommern als in der Mittelmeerregion liegt die
Badesaison am Marmarameer in den Monaten Juni, Juli und August. Die
kalten Winter sorgen für viel Frost und sogar für Schnee.
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Die Schwarzmeerregion von der Türkei
Die zu jeder Jahreszeit niederschlagsreiche Schwarzmeerregion
unterteilt sich in drei Klimazonen: Während der Osten (Trabzon und
Rize) mit heißen Sommern und milden Wintern die größte
Niederschlagsmenge aufweist, regnet es im mittleren
Schwarzmeergebiet (Ordu) weniger, das Klima ist hier ähnlich dem der
Mittelmeerregion. Im Westen (Zonguldak und Sinop) regnet es
verhältnismäßig wenig, die Luftfeuchtigkeit ist niedrig. Badesaison
ist von Ende Juni bis Mitte August.
zurück
Die Sommer sind milder als am Mittelmeer, die Winter kalt. Frühling
und Herbst sind die niederschlagsreichsten Jahreszeiten.
zurück
Das kontinentale Klima dieser Region sorgt für lange und verschneite
Winter, die Sommertemperaturen sind niedriger als in
Südostanatolien.
zurück
In Südostanatolien herrscht ein Steppenklima mit trockenen und
heißen Sommern, die jedes Jahr Dürregefahr mit sich bringen.
zurück
Die Verfassung
Die Legislative
Die Exekutive
Die Gerichtsbarkeit
Die Rechtsordnung
Staatliche Regierungs- und Verwaltungsformen
Die Hauptstadt
Wie alle modernen demokratischen Staaten legt auch die Türkische
Republik Wert auf eine Trennung der staatlichen Machtinstitutionen.
Kein Staatsorgan steht über dem anderen. Das Selbstbestimmungsrecht
liegt in den Händen des Volkes, die Ausübung ist dem Parlament
übertragen.
1946 entwickelte sich die Türkei zu einem Mehr-Parteien-Staat. 1961
wurde das erste unabhängige Verfassungsgericht gegründet. Die
Staatsorgane sind die Legislative, die Exekutive und die
Gerichtsbarkeit. Die gesetzgebende Gewalt liegt beim Parlament. Für
die Exekutive sind der Staatspräsident und eine Kommission von
Staatsministern zuständig. Die Gerichtsbarkeit ist unabhängig von
der Regierung.
zurück
550 Abgeordnete hat das türkische Parlament. Die Abgeordneten werden
alle fünf Jahre in freier, geheimer Wahl gewählt. Jeder mindestens
18 Jahre alte Bürger, der seine schulische Grundausbildung
abgeschlossen hat, hat das Recht, zu wählen. Jeder 30-jährige
Bürger, der seine schulische Grundausbildung abgeschlossen hat, hat
das Recht, gewählt zu werden. Die Wahlvorgänge sind gesetzlich
vorgeschrieben. Die Abgeordneten vertreten das Volk und beschwören
dies vor Antritt ihrer Amtsperiode mit einem verfassungsrechtlich
festgelegten Eid.
Die Exekutive bilden der Staatspräsident und die
Ministerial-Gremien. Der Staatspräsident repräsentiert den
türkischen Staat an erster Stelle. Mit Antritt seiner siebenjährigen
Amtsperiode verzichtet er auf seine Parteizugehörigkeit. Niemand
kann zweimal zum Präsidenten gewählt werden.
Der Ministerpräsident und seine Minister bilden den Ministerrat. Der
Ministerpräsident wird auf Geheiß des Staatspräsidenten aus der
Mitte der Abgeordneten berufen. Die Minister werden vom
Ministerpräsidenten ausgewählt und vom Staatspräsidenten eingesetzt.
zurück
Gerichtliche Kompetenzen werden in der Türkei von unabhängigen
Gerichten und vom Obersten Gerichtshof in Anspruch genommen. Laut
Grundgesetz beruht die Gerichtsbarkeit im Interesse des
Rechtsstaates auf der Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit der
Richter und Gerichte. Die Verhandlungen sind, außer bei
Sonderfällen, öffentlich.
zurück
Die türkische Rechtsordnung wird in erster Linie durch Verfassung,
Gesetze und Durchführungsbestimmungen (Statuten, Richtlinien und
Erlasse) gesichert. Die ausführenden Organe haben die Aufgabe, die
bestehende Rechtsordnung aufrecht zu erhalten.
Zur Zeit der Republikgründung hatte man, um keine Zeit zu verlieren,
keine eigene Rechtsordnung aufgestellt, sondern sie in großen Teilen
von europäischen Modellen übernommen. Auch das Strafgesetz richtet
sich, genau wie die Verfassung, nach internationalen Prinzipien.
Niemand kann zum Beispiel im Nachhinein für etwas bestraft werden,
was zur Zeit der Tat nicht ungesetzlich war – kein Richter kann das
anders auslegen.
zurück
Die Legislative und Exekutive gehören zur zentralen
Staatsverwaltung. Die Türkei bietet Verwaltungsdienste jedoch nicht
nur zentral in der Hauptstadt an, sondern auch regional, durch vom
Volk gewählte Vertreter.
zurück
Die Hauptstadt der Republik Türkei, (2,9 Mio. Einwohner, 835-1000
Meter ü.d.M.), liegt im Übergangsbereich von Zentralanatolien und
dem Südpontus. Die Stadt liegt im anatolischen Hochland und ist von
einer hügeligen Berglandschaft umrahmt. Die um das Stadtgebiet
angelegten Stauseen dienen neben der Wasserversorgung auch als
Naherholungsgebiete.
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Landeskunde von
der Turkei (pdf)
Anatolische
Kulturen (pdf)
Das besondere der
anatolischen Kultur und ihre Rolle bei der Entstehung der Westlichen
Weltsicht (pdf)
TransAnatolie Tour
A - Gruppenlizenz Nr. 4938 - Türkisches Ministerium für Kultur und
Tourismus
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