Türkische Museen Überblick
Das Museumswesen in der Türkei wurde im 19. Jahrhundert vom
berühmten Maler und Museasten Osman Hamdi Bey begründet und zeigte
nach der Gründung der Republik in der Türkei eine grosse Entwicklung.
Dies lag daran, dass Atatürk der Erforschung der Kulturgüter, ihrer
Bekannt-machung und somit auch einer Verbreitung der Museen über das
ganze Land eine grosse Bedeutung beimass. Zum Zeitpunkt der
Verkündigung der Republik gab es in der Türkei lediglich das
Archäologische Museum in İstanbul, das seinerseits den Namen ‘Asar-ı
Atika Müzesi’ (“Museum für antike Werke”) trug, ein Militärmuseum,
das in der Hagia Irene seinen Platz hatte, das ‘Evkaf-ı İslamiye
Müzesi’ (“Museum der islamischen Stiftungen”), das sich in der
Armenküche innerhalb des Komplexes um die Süleymaniye-Moschee befand,
und einige Zweigstellen des ‘Müze-i Hümayun’ (“Grossherrliches
Museum”), die sich in den grossen Städten Anatoliens befanden.
In den ersten Jahren der Republik wurde das ‘Türkische Museum für
antike Werke’ gegründet, das dem Erziehungs-ministerium zugeordnet
war und mit der Aufgabe betraut wurde, archäologische und
ethnographische Funde aller Art zu sammeln und zu schützen. In
einigen historischen Bezirken Anatoliens wurden Baudenkmäler wie
Kirchen, Moscheen oder Karawansereien restauriert und als Museum
eingerichtet.
Der Sultanspalast ‘Topkapı Sarayı’ wurde zusammen mit seinem
Inventar 1927 für Besucher zugänglich gemacht. Im selben Jahr wurde
auch das Museum der Islamischen Stiftungen als Museum für türkische
und islamische Werke (“Türk ve İslam Eserleri Müzesi”) neu
eingerichtet. Das Mevlana-Kloster in Konya wurde ebenfalls als
Museum umgestaltet.
Das Ethnographische Museum in Ankara wurde 1927 als erstes
türkisches Museum für den Besucherverkehr freige-geben. Ausserdem
gründete man in Bursa, Adana, Manisa, İzmir, Kayseri, Antalya, Afyon,
Bergama und Edirne neue Museen. Das 1940 im Mahmut Paşa-Basar
eingerichtete Hethitische Museum wurde 1967 restauriert und als
‘Museum für anatolische Zivilisationen’ (“Anadolu Medeniyetleri
Müzesi”) neu eingerichtet. Heute gibt es in der Türkei 97
Museumsämter, die dem Ministerium für Kultur und Touris-mus
zugeordnet sind, und unter dessen Kontrolle auch 98 private Museen
und 1.522 Kollektionen stehen.
Die in den Kollektionen türkischer Museen zusammenge-tragenen Werke
gehören in der Regel anatolischen Zivilisa-tionen an. Sie wurden zum
grössten Teil durch Ausgrabun-gen hervorgebracht, die seit 1935 in
den meisten Gebieten des Landes in Gang gesetzt wurden. Neben
Sammlungen mit archäologischem Schwerpunkt von prähistorischen und
antiken Funden bilden Werke der orientalischen Kunst und der
türkisch-islamischen Epoche die zweite grosse Gruppe von
Kollektionen. Daneben gibt es aber noch die histori-schen Bauten,
die zusammen mit ihrer Inneneinrichtung in Museen umgewandelt wurden
und die osmanische Geschich-te, die Zeit des Befreiungskrieges oder
die republikanischen Reformen betreffen.
Ausserdem hat man in Ankara eine Nachbildung des Geburtshauses von
Atatürk, dessen Original sich in Saloniki befindet, errichtet, es
mit Dokumenten und Belegen aus Atatürks Leben ausgestattet und für
den Besucherverkehr freigegeben. Auch Bauten, von denen aus Atatürk
den Befreiungskrieg geleitet hatte oder in denen er im Verlauf
seiner Besuche verschiedener Bezirke residiert hatte, wurden als
Museum eingerichtet.
Als eine weitere Gruppe von Museen gibt es schliesslich Museums-Häuser
oder Gedenkstätten, die als Museum eingerichtet sind. Dazu gehören
z.B. ‘Çakırağa Konağı’ in Birgi, ‘Hazeranlar Konağı’ in Amasya, das
‘Ziya Gökalp- Museumshaus’ in Diyarbakır oder das ‘Tevfik Fikret
Aşiyan Evi’ in İstanbul.
Seit 1930 begann man damit, historische Bauten als Museum zu
schützen. Als wichtige Beispiele zu nennen sind in İstanbul die
Hagia Sophia, der ‘Dolmabahçe’-Palast, die ‘Kariye’- Moschee, die
Moscheen ‘Fethiye’ und ‘İmrahor’ oder in Bursa die ‘Yeşil Türbe’ und
‘Muradiye Külliyesi’. Daneben wurden auch viele alte Siedlungsorte
oder antike Städte als Freiluft-Museum eingerichtet, wie Boğazköy,
Ephesus, Pergamon, Aphrodisias, Aspendos, Karatepe, Göreme oder
Perge, um nur einige zu nennen.
Im Bereich des historischen Erbes und des Museumswesens arbeitet die
Türkei mit internationalen Organisationen zusammen. Der UNESCO
zugeordnete Institutonen wie ICOMOS (Internationaler Rat für
Gedenkstätten) oder ICOM (Internationaler Museumsverband) sind in
der Türkei offiziell vertreten und führen mit türkischen
Institutionen gemeinsame Projekte durch. 1984 wurde das Museum für
türkische und islamische Werke in İstanbul für die vom Europäischen
Rat vergebene Auszeichnung eines ‘heraus-ragenden Museums’ für
würdig befunden. 1988 erhielt das ‘Sadberk Hanım-Museum’ den Preis
‘Europa Nostra’.
Weitere Preise für türkische Museen sind folgende: ‘Auszeichnung
Museum des Jahres’ 1988 für das Museum in Antalya,‘Preis des
Europarats’ 1989 für das Archäologische Museum in İstanbul,
‘Auszeichnung Museum des Jahres’ 1995 für das Archäologische
Unterwassermuseum in Bodrum, ‘Besonderer Museumspreis’ 1996 für das
Rahmi Koç-Industriemuseum in İstanbul, ‘Preis europäisches Museum
des Jahres’ 1997 für das Museum für anatolische Zivilisationen in
Ankara und ‘Besonderer Preis europäisches Museum des Jahres’ 2003
für das Gesundheitsmuseum der Thrazien-Universität.
Eine Ausstellung vom 24. November 2005 bis 26. März 2006 im Sakıp
Sabancı-Museum stellte 135 Werke von Picasso aus, unter den sich
auch Zeichnungen aus der Jungendzeit des Künstlers in Spanien
befanden.
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