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Die Spuren
alter Staaten in unseren Traditionen und Gebräuchen, İsmet Zeki
Eyüboğlu
Die anatolische Kultur lässt sich von ihrer Struktur und
Entwicklungslinie her kaum mit der anderer Nationen vergleichen.
Seit undenklichen Zeiten schon ist Anatolien eine Brücke zwischen
Ost und West. Über diese Brücke sind nicht bloß Menschen gegangen,
sondern mit ihnen auch viele Kulturprodukte, die zahllose Spuren und
Überreste zurückgelassen haben. Um die grundlegende Besonderheit
Anatoliens zu verstehen, muss man von heute her in die Vergangenheit
auf eine ermüdend lange, beschwerliche, dafür aber froh und stolz
machende Reise gehen und an bestimmten leuchtenden Haltepunkten der
Kultur rasten. Der wichtigste Führer auf dieser langen Reise ist
eine wissenschaftliche Vorgehensweise, die sich auf
Grabungsergebnisse, ethnologische Funde, auf Traditionen und
Gebräuche, die in der anatolischen Volksseele blühen, auf
Gewohnheiten und Verhaltensweisen, alltägliche Verrichtungen und
nicht zuletzt auch auf Glaubensvorstellungen stützt. Man kann die
anatolische Kultur nur verstehen, wenn man alle diese Dinge im
Zusammenhang betrachtet, in Bezug aufeinander, indem dabei eins das
andere erhellt. Im Übrigen ist der erfolgreichste Weg der, die
Menschen Anatoliens in ihrem Alltagsleben, aus ihren Bräuchen heraus
kennenzulernen.
Eines Tages öffnet sich dann womöglich von einem für primitiv
gehaltenen Überrest oder von einem Stück Traditionsgut her eine Tür
auf eine bisher unbekannte Entwicklungsstufe der Kultur, und für den
Forscher ergibt sich ein ganz neuer Aspekt.
Der Anatolier, der seine Vergangenheit in seinen Traditionen, seinen
Alltagsverrichtungen, seinen Verhaltensweisen mit sich trägt,
gleicht nicht den Menschen anderer Scholle. Man versteht ihn erst,
indem man sein Land kennenlernt und den Wesenskern seines gelebten
Lebens in seinen Grundelementen erforscht.
Der Name unserer schönen anmutigen Nachbarstochter ist Sibel. Wenn
wir ihr nachgehen, ihr folgen, ohne dass sie es bemerkt, dann
gelangen wir von heute aus mindestens 7000, 8000 Jahre weit in die
Vergangenheit zurück. Dort begegnen wir der Muttergöttin Kybele.
Aufgrund einer kleinen Sprachanalyse öffnen sich uns schnell die
Türen der achttausendjährigen Vergangenheit.
Sibel ist jung, sie amüsiert sich gerne, geht gerne spazieren, auch
ins freie Feld; sie sammelt dort Blumen, möchte ihre Zukunft
erfahren. So pflückt sie aus dem Grün, in das sie sich ausgestreckt
hat, ein Kleeblatt und fragt das Orakel, indem sie ein Blättchen
nach dem anderen ausreisst. Das sieht wie eine harmlose Spielerei
aus; und doch sind wir, ohne es zu wissen, im Haus der Muttergöttin
Kybele. Der Klee schmückt den Kopfputz der Muttergottheit, gilt
insgeheim als glückbringende Pflanze, ist das nährende Kraut, das
die Bäuerin ihren Kühen verfüttert in der Hoffnung, dass die Tiere
dann mehr Milch geben und fruchtbar sind. Auch trocknet man auf
unseren Dörfern den Klee als Winterfutter für die Rinder;
eingewickelt in einen Tuchflicken verwahrt man ihn beim Hauseingang,
was auch wieder ein geheimen Hinweis auf die Segenswirkung hat.
Woher kommt diese Verehrung der Muttergottheit? Weshalb tritt sie
uns, wo auch wir hingehen, in immer anderer Verkleidung entgegen?
Dahinter verbirgt sich die im frühgeschichtlichen Anatolien geltende
mutterrechtliche Familienstruktur; es ist die Widerspiegelung der
Souveränität der Frau in der Gesellschaft. Wohingegen in
griechischen und römischen Texten die Frau nicht das Gegenstück des
Mannes, sondern ihm „nebengeordnet“ ist, unter seiner Hoheit steht,
eine „Gespielin“ des Gottes Zeus. Die Muttergöttin Kybele ist die
Quelle der Fülle und Fruchtbarkeit. Deshalb fällt es uns nicht
schwer, ihre vollen Hüften und riesigen Brüste als Ausdruck ihres
Wesens zu verstehen. In der türkischen Sprache gibt es den Ausdruck
„toprak-ana“ (Mutter-Erde), was ebenfalls eine Frucht des alten
Glaubens an die Muttergottheit ist. Die Erde ist heilig,
verehrungswürdig, Trägerin aller Geheimnisse; das Menschengeschlecht
kommt aus ihr und kehrt in sie zurück.
Dieser alte, von Nebelschleiern bedeckte Glaube ließ den Volkssänger
Aşık Veysel sagen: „Meine treue Braut ist die schwarze Erde“. Selbst
der Eingottglaube lässt das Menschengeschlecht aus Erde geschaffen
sein. Der Naturphilosoph Empedokles kommt ebenfalls zu dem Ergebnis,
dass eines der vier Grundelemente alles Seienden Erde sein muss, und
zwar wegen der fruchtbaren, nährenden, gebärenden Eigenart.
Von der Heiligkeit der Erde ausgehend, machen wir uns auf den Weg
nach Ivriz und sehen in den großen Felsen am Flussufer ein Relief
eingehauen. Da ist ein männliches Wesen dargestellt mit einer
Weizenähre in der einen Hand und einer Weintraube in der anderen.
Der Hethiterkönig bringt seiner Gottheit ein Opfer dar. Weizen und
Trauben sind auch heute noch heilig wegen ihrer nährenden, Wachstum
verleihenden Fülle. Es gibt viele Aussprüche über Trauben und Weizen.
In verwandelter Form lebt der alte Glaube unter uns weiter. Sogar
auf Grabsteinen sehen wir heute auf den Weinstock bezogene
Inschriften und Verzierungen.
Wir alle kennen das rot gefärbte süße Getränk, das der Wöchnerin
verabreicht wird; derjenige, der vom Land stammt weiß, daß seine
Mutter diesen „Sorbet“ getrunken und ihn ihrer Tochter oder
Schwiegertochter zu trinken gegeben hat. Mit einer roten Blume, die
im Türkischen „Bräutchen“ heißt, wird dieses Getränk zubereitet. Es
ist die Blume des auf dem Felde von einem wilden Eber getöteten
Adonis; aus seinem zur Erde tropfenden Blut entsprangen diese „Adonisröschen“.
Adonis ist eine syrische Gottheit, die, mit etwas anderen
Eigenschaften, im hethitischen Sommergott Telepinu seine
Entsprechung hat.
Adonis bzw. Telepinu ist eine Gottheit der Fülle und Fruchtbarkeit.
Da man dem Adonisröschen auch potenzsteigernde Kraft zuschreibt,
macht man Süßigkeiten daraus, eine süße Paste, die man in der
Hochzeitsnacht dem Bräutigam zu essen gibt. Die Wurzel des in der
Gegend von Manisa gefeierten „Mesir“-Festes liegt hier. Die bei
diesem Fest verteilten „Mesir“-Kaubonbons führen uns zu Adonis und
seinem Weggefährten Telepinu zurück. Dass der Bräutigam heutzutage,
ehe er ins Brautgemach eintritt, „baklava“ (ein süßes
Blätterteiggebäck) essen muss, deckt sich ebenfalls damit.
Warum wohl hält man das Schwein für unheilbringend, verflucht es? Da
muss man nicht allzu weit ausholen. War es nicht das Schwein, das
Adonis getötet hat? In veränderter Form hat diese Sage sogar den
späteren Eingottglauben beeinflusst. Die Tradition stammt zweifellos
aus dem Süden. Wenn dagegen heutzutage dem Hirsch Verehrung und
Liebe entgegengebracht und ihm glückbringende, beschützende Kräfte
zugeschrieben werden, müssen wir auf die Hirschgöttin Runda der
Hethiter zurückgehen. Bei den Sagen, in denen Adler, Schlangen und
andere Wesen vorkommen, so wie sie seit der Seldschukenzeit auf
schmückende Reliefs an Medresen, Häusern und Tempeln zu sehen sind,
handelt es sich dagegen um Erzeugnisse aus dem produktiven Geist des
anatolischen Menschen.
Selbst heute schwören die Kinder, vor allem in ländlichen Gegenden,
mit den Worten: „Wenn ich lüge, soll mich die Sonne schlagen!“ Tief
in der Erinnerung unseres Volkes lebt die Verehrungswürdigkeit der
Sonne. Zum Beispiel heißt es ja auch: „In Richtung Sonne spuckt man
nicht, pinkelt man nicht, schimpft und flucht man nicht.“ Das alles
stammt aus einer Frühzeit, in der die Sonne eine Gottheit war. Aus
vorhethitischer Zeit bzw. von den Hethitern her ist eine
Sonnenscheibe „Sittaris“ auf uns gekommen. Wenn wir an Hauseingängen,
über Türen Verzierungen sehen, die die Sonne reflektieren, ist das
auch nichts anderes als ein Hinweis auf die Göttlichkeit der Sonne.
Besonders in der Gegend von Denizli werden ständig „Hahnenkämpfe“
durchgeführt. Die Wurzeln dieser Veranstaltung gehen auf die Galater
zurück, die diese besondere Tradition nach Anatolien mitgebracht
haben. Wir kennen eine Urkunde, in der diejenigen, die die Hähne
kämpfen lassen, als „Eroswesen“ qualifiziert werden. Von daher
gesehen muss der Hahnenkampf ein uralter Brauch in Anatolien sein.
Tiere, insbesondere Bären, tanzen zu lassen, ist auch heute eine
verbreitete Sitte, die eine vieltausendjährige Vergangenheit in
diesem Land hat. Zum Beispiel sehen wir auf einem Relief in Tel-Halef
zwei Bären, die Lyra und Tamburin schlagen, zusammen mit anderen
Tieren, die tanzen. Unter anderem kann man einen Fuchs, einen Esel,
einen Schakal und einen Löwen deutlich erkennen. Auch der Hase auf
dem Relief verdient Beachtung, weil er noch heute zum Ziehen von „Wahrsagebriefchen“
auf Straßen und Plätzen eingesetzt wird. In den ländlichen Gebieten
Anatoliens, besonders dort, wo Ackerbau betrieben wird, haben auch
Bräuche im Bezug auf den Mond ihre Aktualität bewahrt. Beim Säen und
Pflanzen, Schneiden und Ernten kommt dem Mond und seinen Phasen eine
große Bedeutung zu. Die Qualität der Saat wird, so glaubt man, vom
zunehmenden oder abnehmenden Mond beeinflusst. Die einen pflanzen,
mähen, ernten, sobald der „junge Mond“ (der zunehmende), die anderen,
sobald der „alte Mond“ (der abnehmende) zu sehen ist. Vollmond ist
besonders für die Schönheit wichtig. Außerdem sind auch
Personennamen mit Bezug auf Sonne und Mond sehr gebräuchlich. Das
ist nicht nur ein schöner Brauch, sondern zweifellos beruht er auf
dem Glauben, daß Sonne und Mond heilige Wesenheiten, Gott und Göttin
seien.
Wieder in den ländlichen Teilen Anatoliens ist es eine verbreitete
Sitte, dass die Frauen sich nach einem Todesfall versammeln und die
Totenklage anstimmen. Schon in Homers Werken begegnen wir einem
ähnlichen Vorgang. Wie G. Thomson erforscht hat, war die Totenklage
in der Frühzeit eine besondere Aufgabe der Frauen. Beispielsweise
hielt es die Dreiergruppe aus Hekabe, Andromache und Helena in der „Ilias“
für ihre heilige Pflicht, den Totengesang für Hektor zu zelebrieren.
Diese Totenklagen sind dem Stil nach Lyrik. Auch die Bauersfrauen
Anatoliens tragen ihre Klagegesänge in poetischer Form vor. Der
Mensch Anatoliens ist seit alter Zeit gewohnt, seine Wünsche,
Hoffnungen, Sehnsüchte in die Sprache des Gedichts zu fassen. Diese
Sitte setzen die Volksdichter, die oft nicht lesen und schreiben
können, in den auf bestimmten Vesmaßen basierenden Zweiteilern,
mancherorts auch Vierzeilern fort. Das verbreiteste Beispiel dafür
ist das sogenannte „Schwarzmeervolkslied“, das aus siebensilbigen
Vierzeilern besteht.
Das Volkslied hat in Anatolien zwei gute Freunde: Instrumentalmusik
und Tanz. Mögen die Instrumente und Melodien auch von Gegend zu
Gegend variieren, die Aufführungspraxis ist seit alten Zeiten immer
gleich, wie wir durch in die unseren Museen ausgestellten Reliefs
wissen. Alle Tänze nämlich, mögen Sie nun ihre örtliche Besonderheit
haben und „Bar“, „Horon“ oder „Löffeltanz“ heißen, wurden und werden
immer als Lieder mit Instrumentalbegleitung aufgeführt. Dieser
Brauch ist genuin anatolisch, auch wenn in anderen Ländern eine
ähnliche Anordnung vorkommt.
Wir wissen, daß die Dreiheit von Instrumentalmusik-Gesang-Tanz auch
mit dem „Brautzug“ kombiniert wurde. Beispielsweise befindet sich in
Ankara im „Museum für Anatolische Zivilisationen“ auf einem der
ausgestellten großen, bauchigen Tongefäße die Schilderung eines
Hochzeitszuges. Diese wichtige Quelle sagt, dass das junge Mädchen,
also die Braut, in religiöser Hinsicht die Umgebung wechselt, d.h.,
unter die Hoheit eines anderen göttlichen Wesens übersiedelt. Die
Grenzlinien dieser Interpretation wollen wir noch etwas erweitern:
In der Frühzeit Anatoliens war die Frau dem Manne gleichgestellt. Im
Hause galt unangefochten die Autorität der Mutter. Die Spuren dieses
weiblichen Einflusses sehen wir auch heute noch. In ländlichen
Gegenden werden die Kinder nach dem Namen ihrer Mutter genannt; die
Erwähnung des Vaternamens kam erst mit dem Islam auf, als sich die
patriarchalische Familienform durchsetzte. In der anatolischen
Frühzeit jedoch galt die matriarchalische Familienstruktur, bei der
Mann und Frau gleichberechtigt waren, was wir von den bis heute
erhaltenen Felsenreliefs ablesen können. König und Königin stehen
nebeneinander, sind einander ebenbürtig. Auf dem Felsenrelief von
Fraktin bei Kayseri steht König Hattusil III. neben Königin
Puda-Hupa auf gleicher Ebene, und beide bringen den Gottheiten Opfer
dar. Auf den Verträgen der Hethiter mit Ägypten steht der Name der
Königin neben dem des Königs. Wenn in der östlichen
Schwarzmeerregion der Name eines Kindes erwähnt wird, geht der Name
der Mutter voraus: Asiye’s Temel oder Emine’s Cemal usw. So etwas
sagt man nicht zufällig. Als Erklärung dafür: „Sein Vater ist im
Krieg gefallen, und seine Mutter hat ihn großgezogen“, ist mehr als
oberflächlich und außer in Einzelfällen gar nicht zutreffend.
In einigen Gegenden Anatoliens wird den Schwänen ein besonderes
Interesse gezeigt und der Schwan gilt als der Vogel der Gebärenden.
Die Wurzel dieser, wenn auch nicht sehr verbreiteten Tradition liegt
gleichwohl in der Frühzeit Anatoliens. Schwäne sind der Göttin Leto
(Leda) zugeordnet. Eines Tages, als Leto von Zeus schwanger wurde
und Apollo und Artemis gebar, sangen die Schwäne Lieder, um sie ihre
Schmerzen vergessen zu machen.
Hier wollen wir auch das Christentum erwähnen, das immerhin in einem
Landstrich nahe Anatoliens entstand. Wie wir wissen, sind in dieser
Religion Brot und Wein das Fleisch und Blut Jesu. Brot aus Weizen
und Wein aus Trauben waren auch in der Frühzeit Anatoliens heilig
und verehrungswürdig. Um zu verstehen, dass hier eine Vorstellung
aus dem Polytheismus durch das Sieb der Überzeugungen des
Eingottglaubens gefiltert und in eine neue Form gegossen wurde, dazu
muss man nicht die Seherin von Delphi sein. Wir wissen, daß hinter
der Heiligkeit der Traube die Dionysosfeste stecken, die – das ist
Tatsache – auch in den traubenreichen Gegenden Westanatoliens
abgehalten wurden. Apollo und Dionysos zusammen sind auch zweifellos
die Begründer der schöpferischen Ereignisse, die man Kunst nennt.
Die Dreiheit von Instrumentalmusik-Tanz-Gesang verdanken wir diesen
beiden Gottheiten. Der schwarzmeerische Tanz "„Horon“ kommt
wahrscheinlich von „choros“, wobei die Gestalt sich zwar
oberflächlich geändert hat, aber nicht der Wesenskern.
Da wir schon auf der Reise sind, wollen wir auch die „Çapula“
genannten Schuhe von der Schwarzmeerküste betrachten mit ihrer
hochgeschlagenen Spitze und der dreiecksförmigen Rückseite.
Plötzlich fällt uns die Ähnlichkeit mit den Schuhen der Hethiter
auf. So wie diese „Çapula“ kommt wohl auch die Mütze des Karagöz von
der hethitischen Kopfbedeckung her.
Nach unserer Meinung stammen auch die großen, bauchigen Tongefäße,
in denen man Getreide und Öl aufbewahrte, ebenso wie die
Getreidemühlen aus Anatolien. Der primitive Mörser im Museum von
Antalya ist, wann immer er auch entstanden sein mag, ebenfalls eine
Erfindung des anatolischen Menschen. Andererseits, wenn Anatolien
die Heimat des auf dem Lande noch sehr verbreiteten Henkelkessels
und auch des „Uratäterkessels“, des „Phrygerkessels“ ist, warum
können wir dann nicht an Orten, wo die Phryger gewesen sind, Funde
ausstellen, die zeigen, welches Erfolgsniveau sie erreicht hatten?
Die von Hesiod in seinem Lehrgedicht „Werke und Tage“ erklärten
ländliche Bräuche leben und wirken zum großen Teil im heutigen
Anatolien weiter. Unter römischer Herrschaft gab es eine zwar in
Anatolien entwickelte, aber dort nicht entstandene
„Hamam“-Tradition. Heute lebt in Anatolien an vielen Orten der
Brauch des „Braut-Bades“. Nach der Hochzeitsnacht wird die Braut mit
den ihr nahestehenden Frauen ins „Hamam“ geführt. Das ist ein aus
der Frühzeit überkommenes „Reinigungsritual“.
Die oben aufgereihten Beispiele ließen sich beliebig vermehren, wir
könnten noch eindrucksvollere bringen. Geht man von dem uns zur
Verfügung stehenden Material aus, ist diese kurze Abhandlung
natürlich nicht ausreichend, um die fast zehntausendjährige
Geschichte Anatoliens und seiner Menschen in ihrer Gesamtheit zu
verstehen und mitzuteilen. Um Anatolien wirklich zu begreifen, muss
man reisen und alle Bräuche in ihrer lebendigen Verrichtung sehen.
Kurz gesagt, wer Anatolien verstehen will, sollte sich – dies als
Denkmethode – wie ein Anatolier verhalten.
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